Mit dem Arzt oder der Ärztin über die eigene Sexualität zu sprechen, ist für viele nicht immer einfach. Bei Männern, die Sex mit Männern haben, kommt hinzu, dass Sex oft mit Scham besetzt ist und das Sprechen über die sexuelle Orientierung oder Sexpraktiken Angst vor Ablehnung und Diskriminierung auslösen kann. Wir möchten dich auf jeden Fall dazu ermutigen, offen und selbstbewusst mit deinen behandelnden Ärzt*innen über Sexualität zu sprechen und deine Fragen zu stellen, die dir wichtig sind.
Als kleine Hilfe haben wir fünf Hinweise zusammengestellt, um in deiner hausärztlichen Praxis über schwulen Sex zu sprechen.
1. Wichtig ist, dass du dich in deiner Arztpraxis wohl fühlst.
Sollte dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht der Fall sein und du fühlst dich eingeschüchtert, missverstanden oder diskriminiert, solltest du die Praxis wechseln. Schau einfach bei deinem nächsten Besuch, sei es zum Routine-Check oder aufgrund akuter Beschwerden, wie es dir in der Praxis geht und ob du offen und ohne Scham oder Angst über dich und deine Sexualität sprechen kannst.
2. Was, wann, warum?
Checks auf sexuell übertragbare Infektionen (STIs), wie Syphilis, Tripper, Hepatitis C oder Chlamydien spielen eine wichtige Rolle für ein gutes Risikomanagement. Wer Sex hat, dem empfehlen wir, sich regelmäßig auf HIV und andere STIs checken zu lassen, denn nicht immer bekommst du Symptome. Wichtig ist, Veränderungen am eigenen Körper rechtzeitig wahrzunehmen. Wenn es juckt, brennt, schmerzt oder Hautveränderungen auftreten, sollte man möglichst bald eine*n Ärzt*in aufsuchen. Sexuell übertragbare Infektionen können das Risiko einer HIV-Infektion erhöhen, weil Entzündungen den Körper anfälliger für HIV machen. Früh erkannt, lassen sie sich gut behandeln.
3. Diese Dinge stehen dir zu!
Tests auf HIV, Hepatitis und andere STIs können zum Beispiel in Arztpraxen für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Urologie durchgeführt werden. Bei Symptomen oder konkretem Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit (z. B. nach Hinweis von Sexualpartner*innen) können die Kosten über die Krankenkasse abgerechnet werden. In Arztpraxen wird der HIV-Test immer namentlich durchgeführt. Das Ergebnis ist nicht anonym, was z. B. bei Versicherungsabschlüssen eine Rolle spielen kann. Die Kosten für den HIV-Test werden von der Krankenkasse übernommen.
Diese Tests bieten auch Aidshilfen und Checkpoints, sowie Gesundheitsämter mit einer anonymen und kompetenten Beratung an. Auch zu Hause kann man einen HIV-Test machen (Selbsttest, auch Heimtest genannt). Alle Infos zu diesen Möglichkeiten findest du auf hier auf unserer Website.
Gegen einige sexuell übertragbare Infektionen kannst du dich impfen lassen. Es macht Sinn, sich darüber zu informieren, denn durch Impfungen bekommst du den bestmöglichen Schutz.
Hepatitis A und B sind z. B. sehr leicht übertragbar. Vor allem Hepatitis B wird über mann-männliche Sexualkontakte oder geteilte Utensilien beim Drogenkonsum übertragen. Das Robert Koch-Institut empfiehlt Männern, die Sex mit Männern haben, sich gegen Hepatitis A und Hepatitis B impfen zu lassen. Beide Impfungen werden von den Krankenkassen übernommen, wenn du angibst, Sex mit Männern zu haben. Eine Impfung gegen Hepatitis C gibt es derzeit nicht. Du kannst dich aber darauf testen lassen. Mit den heute zur Verfügung stehenden Therapien können Hepatitis-C-Infektionen effektiv und nebenwirkungsarm geheilt werden.
Die Abkürzung HPV steht für Humane Papillomviren (Warzenviren). Die meisten Erwachsenen tragen einen oder mehrere der über 120 Unterarten in sich, ohne dass Symptome auftreten oder eine Krankheit ausbricht, da viele harmlos sind.
Je mehr Sexualpartner*innen du schon hattest, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du bereits mit einigen HPV-Stämmen Kontakt hattest. Dann stellt sich die Frage, wie hoch der Nutzen einer Impfung noch ist. Die Ständige Impfkommission verweist darauf, dass auch Menschen ab 18 Jahren ohne bislang erfolgte HPV-Impfung einen Vorteil durch die Schutzimpfung haben können. Je nachdem, mit welchen Erregern du Kontakt hattest, könnte die Impfung einen ergänzenden Teilschutz bieten. Dies solltest du in deiner ärztlichen Praxis besprechen.
Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen (in der Regel mehrere hundert Euro) muss individuell geklärt werden.
4. Safer Sex geht mit und ohne Kondome.
Prävention ist in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. Kondome schützen gut vor HIV und können ein Ansteckungsrisiko mit anderen STIs verringern. Wichtig zu wissen ist, dass das Kondom dich sehr gut vor HIV schützt und das Risiko reduziert, dass du dich mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) ansteckst. Der Schutz ist aber deutlich niedriger, als die meisten Menschen denken. Dementsprechend ergibt es trotz Kondomgebrauchs Sinn, sich auf andere STIs regelmäßig checken zu lassen. Daneben gibt es längst weitere Schutz- und Präventionsstrategien wie Schutz durch Therapie oder die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Weitere Infos zur PrEP und zum Schutz durch Therapie findest du hier auf unserer Website.
5. Nur keine Scham.
Die meisten Menschen haben irgendwann einmal mit sexuell übertragbaren Infektionen zu tun. Wenn du eine Diagnose bekommst, bist du also kein Einzelfall. Wichtig ist, dass du dich um dich und deine sexuelle Gesundheit kümmerst. Du sorgst quasi für dich, wenn du Tests machst und dafür muss man sich alles andere als schämen.
Damit du gut auf den Besuch in deiner ärztlichen Praxis vorbereitet bist, haben wir eine Broschüre entwickelt. Dort findest du ausführlichere Fakten zu den hier genannten Themen und noch ein paar Bonusinformationen.
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